7. 1. Wir leben in einer Sucht fördernden Kultur

Ich spreche hier nicht über illegale Drogen, sondern über alltägliche Substanzen, die unsere Wahrnehmung verändern. Sie putschen uns auf, sie entspannen uns, sie heben unsere Stimmung. Dabei geht es auch nicht nur um Alkohol, Zigaretten und Kaffee. Weitaus mehr interessiere ich mich hier für all das, was allgegenwärtig in jedem Haushalt von kleinst an vorhanden ist:

  • Süßes – meist auf Basis von raffiniertem Rübenzucker und Maisstärke
  • Salziges – in der Regel versetzt mit dem billigen Steinsalz
  • Fettiges – hier eine Palette aus Milch, Tierfett, Palmöl und anderen ‚billigen‘ Fetten
  • Geröstetes, Gegrilltes, Gebratenes

Süßes wirkt stimmungsaufhellend, da es den Blutzuckerspiegel in die Höhe jagt, hat aber den Nachteil, dass kurz später ein Stimmungstief folgt, wenn der Zuckerspiegel unter den üblichen Durchschnittswert sinkt. Dann ist ‚zur Besserung‘ Wiederholung angesagt.

Salz regt an, wirkt als Geschmacksverstärker und über die Lust-Sensation kommt es auch zu einer Stimmungsaufhellung. Auch die hält nur begrenzt.

Fettiges hat wie die zuvor Genannten die gleiche Wirkung, weil die Evolution uns bei der Aufnahme signalisiert: „Nahrhaft! Weiter essen!“ Die in allen Röstaromen enthaltenen Substanzen wirken ebenfalls positiv stimulierend.

Wie sehr das Supermarkt- und Fastfoodangebot diese Reize geradezu befeuert, dürfte jedem aus eigener Erfahrung bekannt sein, der sich ein wenig selbst auf die Finger schaut. Ein Blick auf grassierende Volks-Übergewichtigkeit und die Plage mit den spätestens in fortschreitendem Alter auftretenden Allergien und Auto-Immunkrankheiten – alles  als unheilbar geltend – legt nahe, dass hier ein Prozess abläuft, der die eigene Gesundheit langfristig ebenso ruiniert wie auch die allgemein als Suchtsoffe bekannten Volksdrogen Alkohol, Nikotin,  und Koffein.

Nur: Die alltäglichen Suchtmittel sind in der Mehrheitsmeinung zumindest als ’nicht so schlimm‘ angesehen. Die alltägliche, massenhafte Nutzung davon gilt als normal, als mehr oder weniger unbedenklich.

Eine ökologische Lebensführung wird anerkennen, dass Suchtmittel – also Stoffe, die die natürliche Wahrnehmung willkürlich verändern – maximal als Ausnahmefall genutzt werden können, da eine manipulierte Wahrnehmung immer auch eine fehlgeleitete Funktion unserer Sinne darstellt. Das ist für die eigene Lebensgestaltung auf jeden Fall eine Verschlechterung. Ausnahmen sind z. B. besondere Festtage und somit ein kultureller, wertvoller Rahmen.

Aktuell leben wir eindeutig in einer Kultur, die Sucht fördert. Die Nutzer haben einen pathologischen Augenblicks-Vorteil, nämlich Genuss und Wohlgefühl. Später folgen ‚Katerwirkungen‘ (beim Stimmungsabfall unter die Normalgrenze) und langfristige, negative Gesundheitsfolgen. Für Anbieter und Staat (Steuereinnahmen) ist die Volks-Sucht ein einträgliches Geschäft. Das gilt ebenso für den inzwischen fast unbezahlbar aufgeblähten Gesundheitsapparat mit Ärzten, Kliniken, Therapeuten aller Art und die Kranken(!)-Kassen.

Alles dies wird übrigens in unserem ‚Bruttosozialprodukt‘ als positiver(!) Wirtschaftsfaktor aufgelistet – so als handele es sich dabei um etwas wirklich Gutes.

In unserer Ernährung läuft – kurz und knapp gesagt – so ziemlich alles aus dem Ruder und ist weitestgehend anti-ökologisch. Ein folgender Beitrag macht hierzu konkrete Änderungsvorschläge: einfach, nicht leicht – aber möglich.