6. Dem ‚König Auto‘ zeigen, wo es lang geht: weg vom Thron

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Als Großstadtbewohner habe ich zeitlebens das Auto erlitten und genossen – mit allen Höhen und Tiefen. Ich bin kein Auto-Hasser. Doch sehe ich auf Dauer keinen Ausweg, als dem motorisierten, hoch beschleunigten Individualverkehr seine annähernde Monopolstellung im Bereich der Mobilität enge Grenzen zu ziehen. Für mich selbst habe ich diesen Schritt vor 12 Jahren im Mai 2007 endgültig vollzogen. 97.000 Fahrrad-Kilometer liegen seitdem hinter mir.

  1. Wer in der Großstadt als Fußgänger oder Radfahrer unterwegs ist, erlebt tagtäglich, dass die Verkehrsflächen den motorisierten Autoverkehr absolut bevorzugen.
  2. Ampeln sind oft nur auf Knopfdruck für sie in Funktion zu bringen – vor allem abends, nachts und am Wochenende.
  3. Der Zustand der Verkehrswege für KFZ ist meist besser, geräumiger und sauberer als für die Nichtmotorisierten.
  4. Zebrastreifen, die gesetzlich einen unbedingten Vorrang für Fußgänger vorgeben, werden von PS-Piloten fast regelmäßig ignoriert. Das Vorrecht zu verwirklichen, käme sehr häufig einem ‚Selbstmord‘ gleich. Recht = Unrecht?

Jammern hilft nicht – auch nicht das Warten auf die Politik: Die steht unter massivem Druck der Auto-Lobbyisten und weiß sehr wohl, dass sehr viele lieber eine Entschleunigung in ihrem Alltag hätten. Doch die passende Infrastruktur fehlt meist. Da Autos, Werkstätten und andere Profiteure dieser Art von Mobilität auch Steuereinnahmen bringen, haben sie automatisch Vorzüge bei den Verantwortlichen in der Politik, die mit geringeren Einnahmen handlungsschwächer wäre.

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Was also tun?

  • den Umstieg wagen und überall vollziehen, wo es möglich ist
  • das bedeutet zu Fuß gehen oder Rad fahren, wenn die Strecken kurz genug sind
  • ein technisch hochwertiges Fahrrad nutzen
  • je nach Nutzung auch Pedelec oder Klapprad verwenden
  • guten Wetterschutz nutzen
  • gute Packtaschen bzw. Fahrradanhänger nutzen

Als Vielfahrer kalkuliere ich etwa 5 Cent pro Kilometer. Für Strecken kalkuliere ich 15-20 km pro Stunde. Persönlich nutze ich ein Klapprad (Brompton) und ein Kompaktrad (I:SY) – beide ohne Elektrounterstützung – außerdem zwei 29er MTB, beide sehr leicht (14 und 12 kg, das schwerere auch als Pedelec). Der Vorteil liegt beim deutlich geringeren Gewicht und auch einem geringeren Unfallrisiko durch die etwas niedrigere Geschwindigkeit, die im oberen Bereich dem menschlichen Sprint entspricht, darunter dem Dauerlauf – beides natürliche Fortbewegungsweisen, für die wir über gute Voraussetzungen mitbringen.

Mit dem Rad lässt sich fast alles machen: Einkaufen, Pendeln, Ausflüge – auch Mobilität im Urlaub. Wir haben es selbst in der Hand, dem mächtigen Arm der Autolobbys besser zu entkommen als die Politik. Wenn wir die Entscheidung treffen, dass wir eine andere Art von Mobilität nutzen, dann können Hersteller und Politik nur noch folgen – nicht aber mehr über uns verfügen. Ich weiß, dass das nicht in allen Fällen so zu realisieren geht. Aber für 25-50% von uns wäre das rasch möglich. Das würde die Politik wie auch die Hersteller zu gewaltigen Anstrengungen zwingen.

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  • König ‚Auto‘ hätte dann schlagartig ernsthafte Konkurrenz, die sich in Wirtschaft und Politik nicht mehr so leicht übergehen ließe. Das wäre das Ende von Bettelampeln; es gäbe bald gleichberechtigte Rad- und Fußwege.
  • Was du zusätzlich gewinnst: Mit wenig Aufwand verlässt du die Lärmzone Stadt und kommst an relativ nahe gelegene Orte, an denen deine Seele auftanken kann.
  • Nicht zuletzt bessert die regelmäßige körperliche Betätigung ganz ohne Sportstudio deine Fitness und dein Wohlbefinden.

Alle Bilder, die du hier siehst, entstanden auf Fahrradtouren ab 2007 – auch mit den in dieser Zeit genutzten Rädern. Öde Großstadtbilder muss ich ja nicht zeigen…

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