7.2. Suchtfrei leben: Lebensmittel fördern Gesundheit – sie bedröhnen und sedieren uns nicht

Es gibt unzählige Suchtquellen. Hier geht es alleine um die Nahrungs- und Genussmittel-Süchte. Sie nehmen im mitteleuropäischen Alltag einen so breiten Raum ein, dass ich ihnen ein eigenes Kapitel widme. Hier geht es nicht um Analyse, sondern um Änderungs-Anregungen. Wer das vorangehende 7.1-Kapitel gelesen hat, wird ahmen, dass in der Konsequenz das meiste des bisher üblichen Ess- und Trinkverhaltens auf der Strecke bleiben wird. Doch kann ich jetzt wirklich von allem Üblichen nichts mehr essen und trinken? Wie steinig ist der Weg?

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Da Wasser neben der Atemluft das zweithäufigste und zweitwichtigste Lebensmittel ist, beginne ich mit dem Trinken: Ja, Wasser ist das natürliche Hauptgetränk des Menschen, soweit er seinen Flüssigkeitshaushalt nicht aus Gemüse und Obst decken kann. Damit es als natürlich bezeichnet werden kann, sollte dafür gelten:

  • aus der Wasserleitung – eventuell nach Wunsch gefiltert oder mit Umkehrosmose fast vollständig von Fremdstoffen befreit (aber vor Genuss wieder naturnah strukturiert, z. B. durch Kristalle)
  • nicht industriell in Flaschen gefüllt
  • ohne Kohlensäure
  • ungesüßt
  • ohne jegliche Aufputschmittel oder Ähnliches
  • Möglich sind Auszüge von Kräutern, auch Kräutertees – dem nicht Erhitzten wird jedoch als naturnäher der Vorzug gegeben.
  • Auch passen klein geschnittene, vollreife Früchte in Wasser –  auch zu Smoothies zerschlagen

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Damit dürften mich sehr viele auf dem Holzweg sehen – das sei nicht praktikabel. Selbst durch die Wohlstands-Genuss-Aufzucht gegangen, muss ich eingestehen, dass ich das Dope in Getränkeform auch ganz automatisch zu mir nehme, wenn ich nicht bewusst mit der glasklaren Einsicht dagegen halte. Feste Gewohnheiten und Erwartungen lassen sich bei Erwachsenen nicht einfach abschütteln. Es geht nicht ohne täglich immer wiederholtes Bewusstmachen und Dagegen-Steuern – mit Rückschlägen, Fehltritten und wieder neuem Aufrappeln.

Das ist aber kein Gegenargument: Durch die ständige Wiederholung des Mantras schleift sich über die Jahre das ‚Richtige‘ immer mehr ein. Die Fehltritte sind kein Scheitern, sondern nur ein Umfallen, nach dem ich wieder aufstehe und weiter mache.

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Damit komme ich zum Essen. Hier geht es nicht um Nahrungsmittel, sondern um Lebensmittel. Wann sind die naturnah? Dementsprechend habe ich zu wählen:

  • Lebensmittel können nicht industriell erzeugt werden. Dann sind sie bereits denaturiert.
  • also: biologisch erzeugtes Obst und Gemüse – ohne Kunstdünger, ohne chemische ‚Pflanzenschutzmittel‘, ohne Genmanipulation
  • Da Tierisches im Bereich der Lebewesen mengenmäßig weitaus weniger vorkommt, dient es maximal als seltenerer Zusatz.
  • Nicht Erhitztes ist klar naturnäher als Gegartes, Gegrilltes, Gebackenes, Gekochtes etc., also zu bevorzugen.
  • Natur salzt nichts – alle Pflanzen und Tiere haben ihren eigenen Mineralgehalt, der für einen guten Geschmack nur nicht während der Zubereitung nicht verwässert werden darf.
  • Zuckerzusatz ist eine Wahrnehmung manipulierende Zutat – er hat einfach zu entfallen.
  • Geht es um Haltbarmachung, ist Lufttrocknung die naturnächste Praxis.
  • Öle und Fette sind in der Natur die Ausnahme und nicht die Regel. Ölfrüchte und Nüsse sparsam und roh verwenden!
  • Was von sehr weit her besorgt werden muss oder aktuell gar keine Saison hat, ist nicht naturnah und daher nicht auf dem Speisezettel, sondern nur auf dem Wunschzettel für später: Du kannst dich darauf freuen.
  • Naturnah kann auch nur sein, was nicht billigst aus ferne gelegenen Gebieten wirtschaftlich ‚erpresst‘ wurde. Es sollte regional und fair produziert wie auch gehandelt sein.

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Ich rede hier nicht um den Brei herum: Grillfeste und Berauschung haben ihren Platz nur im Ausnahmebereich – z. B. auf großen Festen, die gemeinsam begangen werden. Sie sind aber weder für den Alltag noch für Wochenende oder Urlaub erste Wahl. Dennoch: ‚verboten‘ sind sie damit grundsätzlich nicht. Auch die Natur kennt rauschende Feste.

Im Alltag hilft die immer wieder neu getroffene bewusste Auswahl und Nachbesinnung auf das, was man zu sich nimmt. Ohne ständige Übung kann das nicht gelingen. Aus eigener Erfahrung kann ich darüber hinaus sagen, dass die Kosten dieser Ernährungsweise nicht höher als bei einer konventionellen ‚gutbürgerlichen‘ Ernährung sind.

Unter Zwang gelingt jedoch nichts: Besteht anhaltender Heißhunger auf eher Denaturiertes und selbst Suchtmitteln, dann gib dem Drang ruhig ab und zu nach! Geist, Seele und Körper harmonieren eher, wenn alle Anteile ihren Willen bekommen und kein Bestreben gewaltsam unterdrückt wird. Das geht halt nur nicht gewohnheitsmäßig, denn dazu besteht von Natur aus keinerlei Notwendigkeit. Das wurde in unserer Kultur lediglich anerzogen bzw. selbst entwickelt. Insofern kann es auch wieder ‚abtrainiert‘ werden.

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