Verpackungen in der Natur? Sehr anschaulich ist das bei Früchten wie Nüssen oder auch Äpfeln oder Bananen. Da schützt eine mehr oder weniger stabile oder auch haltbare Hülle einen teilweise ziemlich kurzlebigen, empfindlichen Inhalt.
Genau dieses Problem stellt sich heute auch uns, wenn wir z. B. Lebensmittel besorgen wollen. Doch in der Alltagsrealität von Industrieländern gibt es im Gegensatz zur Natur deutlich andere Lösungen und auch andere Probleme: In der Natur bestehen die ‚Verpackungen‘ aus Naturmaterialien, die nach Erfüllung ihrer Aufgabe anderen Organismen als Nahrung dienen, die diese Abfälle zersetzen und damit in die Stoffkreisläufe zurückführen – völlig rückstandsfrei und ohne jegliches Problem für die Mitwelt. In unserer ‚modernen‘ Verpackungswirtschaft wird unter großem Material- und Energieaufwand für Umhüllungen gesorgt, deren Rückführung in Naturkreisläufe erhebliche Probleme und Belastungen mit sich bringt.
Wenn die Natur solche Aufgaben problemlos ohne jegliche Produktentwickler, Manager und Investoren hinbekommt, scheinen letztere in unserem Alltag als verantwortliche Gestalter die eigentlichen Problemverursacher zu sein – neben uns als Konsumenten, die deren Produkte kaufen und nutzen. Das soll hier aus gutem Grund besonders betont werden.
(Trinkgefäße, Gewürzbehälter, Essgeschirr und dergleichen aus Keramik sind jahrtausendealtes Kulturgut und auch naturnahe Verpackungen. Sie sind gut haltbar und oft nutzbar. Die Überreste kehren nach der Nutzungsdauer in den Boden zurück.)
Der aktuelle Standard bei der industriellen Verpackung ist die so genannte Einwegverpackung. Material wird für eine einmalige Verwendung verarbeitet und genutzt. Problematisch ist dabei die Verwendung von Kunststoffen, die so gut wie nicht wiederverwendbar sind. Auch Papier/Pappe wird dabei oft Problematisch: Es ist meist mit mineralölhaltigen Farben bedruckt, die gesundheitsschädlich sind. Jeder Kontakt mit ihnen ist belastend – besonders als durchaus übliche Lebensmittelverpackung. In der Verpackungspraxis unserer Tage entstehen riesige Mengen von Unverwendbarem, das als Müll bezeichnet wird. Massen davon werden üblicherweise über Müllverbrennungsanlagen ‚entsorgt‘. Auch Glas – oft als Inbegriff eines Naturstoffes angesehen – ist wegen seines gewaltigen Energiebedarfs höchst problematisch und sein ökologischer Nimbus ist vor allem Wirkung erfolgreichen Marketings.
Warum sind diese Problemverpackungen heute so beliebt und gelten als Standard, obwohl sie ökologisch als unbrauchbar gelten müssen? Wir haben uns glauben machen lassen, dass sich natürliche Lebensmittel jahrelang haltbar machen lassen und dass auch deren Zubereitung bei Bedarf eine reine Minutenangelegenheit fast ohne alle Kenntnisse des Nutzers darstellt. Obwohl Erwachsene die darin enthaltene Lüge durchschauen können, lassen wir uns aus Bequemlichkeit, die von Natur aus nichts unbedingt Negatives darstellt (sparsamer Umgang mit den persönlichen Ressourcen), hier gerne etwas von der Werbewirtschaft vormachen. 😉
Dieser Praxis liegen mehrere Denkfehler zugrunde, die es zu umgehen gilt, wenn die Verpackungswirtschaft ökologisch werden soll. Wie das ‚die Großen‘ machen, ist erst einmal deren Problem. Wie wir das als die vielen ‚Kleinen‘ machen, das ist deswegen weitaus interessanter, weil wir sofort zu entscheidenden Veränderungen fähig sind. Wir sind nämlich nicht ineiner Abhängigkeit von Geldgebern gefangen, die uns fesseln würde.
(Die Mehrwegflasche ist ein industrieller Versuch zum Thema wiederholt nutzbarer Verpackungen. Ihr Problem ist der hohe Energieaufwand bei Herstellung, Transport und Reinigung. Die hier abgebildete Flasche ist bei mir privat seit 10 Jahren in täglichem Gebrauch. Sie kehrt nicht in den industriellen Kreislauf zurück, sondern transportiert privates Trinkwasser aus der Leitung.)
Es ist jedem von uns unmittelbar möglich, dem Beispiel der Natur zu folgen und ihre Prinzipien anzuwenden: Wie wäre es damit, natürliche Verpackungen gleich mitzuessen, anstatt Früchte und Samen erst zu schälen? Vieles ist essbar, was üblicherweise (zu Unrecht) als Abfall gesehen wird.
(Beispiel Rohkost-Müsli aus selbst angekeimtem Hafer mit Bananenscheiben: Bananenschale auf den Kompost, Getreideschale wird mitgegessen.)
Beim Einkaufen haben wir selbst die Wahl, ob wir Lebensmittel gleich in ihrer natürlich vorkommenden, unverarbeiteten Form den industriell verarbeiteten vorziehen. Mit dieser Entscheidung minimieren wir gleichzeitig in diesem Bereich die gesamte heutige Abfall-Problematik. Kunststoffverpackungen, Dosen und Gläser wie auch Altpapier-Tüten werden einfach überflüssig.
(Beispiel Herbst-Mischung: Apfel-, Trauben- und Birnenfleisch sind die natürliche Verpackung für die Samen. Der Verzehr der Früchte dient gleichzeitig der Verbreitung über unseren Kot. Ein guter ‚Deal‘ mit der Natur!)
Die Aufgabe der Haltbarmachung ist auch eine in der Natur: Früchte müssen z. B. überwintern können oder auch Dürrezeiten überdauern. Trocknung gilt auch in menschlicher Tradition als natürliches Mittel der Haltbarmachung. So geschieht es seit Jahrtausenden mit Kräutern, Früchten, Getreide und auch Fleisch.
Industrielle Haltbarmachung geschieht meist durch Trocknung, Kochen bzw. Einfrieren. Das Garen und Konservieren zerstört viele Vitamine und empfindliche Nährstoffe. Geschmacklich sind sie so unbefriedigend, dass die durch künstliche Beigaben aufgepeppt werden müssen. Gekühltes und getrocknete Langzeitware enthält zusätzlich Chemikalien, die die Haltbarkeit verlängern, indem deren lebensfeindliche Wirkung natürliche ‚Interessenten‘ fernhält. Billigst-Zutaten aus antiökologischer konventioneller Landwirtschaft enthalten zudem Rückstände von Pflanzengiften. Wir hingegen müssen diese Substanzen dann am Ende doch mitessen. Ist solches ‚Friendly Fire‘ für billiges Essen wirklich sinnvoll und verantwortbar?
(Beispiel Nüsse, Oliven und Salat: Die Olivenfrucht ist wiederum Verpackung für den Olivensamen und soll über die Ausscheidung in die Natur zurück gelangen. Wer hingegen die energiereichen Nussfrüchte selbst will, der miss die Schalen aufbrechen – eine wirklich harte Arbeit! Salat erfrischt. Seine Blätter stehen vor der Blüte und den Samen. Deren Verzehr war nie ein Problem für die Natur.)
Transportverpackungen spielen heute in jedem Falle eine wesentliche Rolle bei der Lebensmittelbeschaffung. Auch wenn du Frisches besorgst, kommst du ohne Transportbehälter nicht aus. Bei mir als Fahrrad-Einkäufer sind das Leichtrucksack, Gepäckträgertaschen, alle 2-3 Jahre erneuerte stabile Plastiktüten (aus Supermarktherkunft) sowie marktübliche dünne Plastiktüten aus Obst-/Gemüseabteilungen, die meist um die 50 Einsätze überleben, bis sie auseinander fallen. Hochwertige Fahrradtaschen halten mehr als 20 Jahre lang und 100.000 Fahrradkilometer. Die enorme Haltbarkeit wird auch durch umsichtige exklusive Eigenverwendung gefördert. Das steht aber einer Gemeinschaftsnutzung nicht im Wege.
Die Mehrheit von uns hält ein Auto als Transportverpackung von Mensch und Einkäufen für passend. Ich nicht: Ob 15 oder 1500 Kilogramm Transportmittel – das ist schon ein entscheidender Faktor, wenn wir naturnah unseren eigenen Bedarf decken wollen. Es handelt sich hier immerhin um den Faktor 100 im Vergleich! Ich kaufe zweimal in der Woche ein und kann so wirklich bequem mehr als 20 kg transportieren. Eines ist dabei klar: Ich kaufe keine Getränke im Laden. Die sorgen für so viel Transportgewicht, wo doch fast überall gutes Trinkwasser zu Hause aus der eigenen Leitung kommt.
(Beispiel Federkleid oder Fell bei Tieren: Schutz vor Wind, Wetter und Elementen – ohne jeden Abfall und wie unsere eigene Haut ständig erneuert.)
Hier will ich für einen größeren Blickwinkel von den Lebensmitteln zu anderen Gebrauchsgegenständen des Alltags hin gelangen. Ohne hier ins Detail zu gehen, hat auch hier jeder die Möglichkeit, sich für natürliche Materialien zu entscheiden, die nach ihrer Nutzung problemlos wieder in die Naturkreisläufe zurückkehren.
Lassen wir hier zum Abschluss klar stellen, dass wir es weitgehend in der Hand haben, den anti-ökologischen Angeboten der industriellen (Lebensmittel-) Welt der großen Anbieter selbst aus dem Wege zu gehen.
- Ich kaufe nur bio und damit ohne Kunstdünger, ohne Pflanzengifte und ohne Gentechnik.
- Ich kaufe auf einem Gemüse erzeugenden Hof, weil ich auf diesem Wege auch die Fleischlastigkeit unserer Tage gleichzeitig mit Leichtigkeit überwinde.
- Dort bevorzuge ich alles roh Belassene und Frische, das dort als eigene Erzeugnisse gekennzeichnet ist.
- In Plastik oder in Einwegglas oder in Dosen Eingemachtes meide ich, wann immer das möglich ist. Das spart jede Menge Müll und Transportgewicht. Ausnahmen gibt es jedoch.
- Vieles esse ich zu Hause roh. Kochen ist also nicht mehr Alltag bei mir. Das schont Nährstoffe und spart gleichzeitig Energie, Emissionen wie auch eigene Arbeitszeit.
- Transport ist weitgehend Muskelarbeit. Das spart 99% Transportgewicht, jede Menge Energie für motorisierten Transport und fördert die eigene körperliche Fitness.
- Der bedarfsgerechte, regionale und saisonale Einkauf ist aus eigener Erfahrung nicht preiswerter als die frühere konventionelle Einkaufspraxis; dessen Preise bilden aber auch eher die wirklichen Kosten dieser Waren ab – da wurde nicht so viel externalisiert und damit verschwiegen..
- Auf diese Weise verderben auch weniger Lebensmittel, weil nichts mehr auf Vorrat gekauft wird.
Verpackungen – an der Natur oder unserer aktuellen Industriewelt orientiert?
Ökologischer Alltag macht, an der Natur orientiert, vor allem Spaß, weil er den anti-ökologischen Unsinn unserer Großanbieterwelt einfach links liegen lässt. Niemand ist verpflichtet, massenweise Müll und Emissionen zu verursachen und andere für sich verursachen zu lassen. Niemand ist verpflichtet, den penetranten ‚Einflüsterungen‘ von Konzernen Folge zu leisten, wenn man ihnen selbst ja nicht wirklich entkommen kann. Doch jeder kann selbst sagen: Mit mir nicht (mehr)! Und danach leben.